Sonja Hilberger

Die Reisen des Glücksgotts Bertolt Brecht

Brecht Festival Augsburg Februar 2015
Brecht Festival Augsburg Februar 2015

Ich bin der Glücksgott, sammelnd um mich Ketzer Auf Glück bedacht in diesem Jammertal! Bin Agitator, Schmutzaufwirbler, Hetzer. Und hiermit – macht die Tür zu – illegal.


Brecht Festival Augsburg Februar 2015
„Die Reisen des Glücksgotts“ Bertolt Brecht
Regie: Johanna Schall

Stückskizzen von Bertolt Brecht

Das Streben nach Wohlergehen ist nicht unterzukriegen. Als Sinnbild dafür steht der Glücksgott. Er hat keine Moral. Er lehrt nur, dass die Menschen alles tun sollen, glücklich zu sein. Im schrecklichen Jahr 1941 kaufte Brecht eine kleine Holzfigur auf einem Flohmarkt in Chinatown von New York. Der zweite Weltkrieg wütete (noch) in Europa. Brecht, als Flüchtling seiner Heimat beraubt, versuchte mit dem Schreiben von Drehbüchern für Hollywood, auf „dem Markt, wo Lügen verkauft werden“, seine Familie zu ernähren. Dazu war Glück nötig. So entwarf er Szenen und Lieder für die Reisen eines Gotts, der die Erde sich „im Scheine ewiger Kriege vergeblich drehen“ sieht und Abhilfe schaffen möchte. Die Oper, die daraus werden sollte, wurde nicht fertiggestellt. Das Überleben kam dazwischen. Ein kleiner Gott geht auf Reisen, den Menschen das Genießen zu lehren. Er wird als Aufrührer verhaftet und zum Tode verurteilt, doch die Sehnsucht nach dem Glück ist nicht tot zu kriegen, nie, gar nicht, niemals. Der Glücksgott „erweist sich als unsterblich. Lachend sitzt er, gemütlich zurückgelehnt im elektrischen Stuhl, er schmatzt, wenn er Gift trinkt.“

Johanna Schall hat die Texte aus dem Nachlass ihres Großvaters neu arrangiert und stellt sie in einer Neuinszenierung vor, die sie extra für das Brechtfestival einstudiert hat: eine Erstaufführung der besonderen Art!

brechtfestival.de/brechtfestival-programm-2015.pdf/view

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