Industrielandschaft mit Einzelhändler Egon Monk
Theater 89 Berlin
Industrielandschaft mit Einzelhändler (Egon Monk)
Uraufführung
Regie: Hans-Joachim Frank
Dramaturgie: Jörg Mihan
Musik: Jörg Huke
Rolle: Frau
Dieser Einzelhändler ist keiner, der den herrschenden Ansichten widerspricht, sondern ein Einverstandener. Doch obwohl er, „nachdem er aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, inzwischen eingeführter Demokratie vorurteilslos gegenübergetreten“ war und, „da sie sich wenig später auch geschäftlich bewährt hatte, zu ihren Befürwortern“ zählte, verliert er nach 21 Jahren sein Drogeriegeschäft. Der tüchtige Drogist aus Egon Monks auch verfilmter Erzählung „Industrielandschaft mit Einzelhändlern“ aus dem Jahr 1970 scheitert gerade deshalb, weil er sich ganz an die Regeln eines Wirtschaftssystems hält, das ihm Wohlstand durch Selbständigkeit verspricht.
Die Erzählung des vor zwei Jahren verstorbenen Egon Monk, erster Schüler und Mitarbeiter Brechts am Berliner Ensemble bis 1953, später in Westdeutschland ein Begründer des politischen Fernsehspiels, besitzt als analytische Beschreibung vom Aufstieg und Fall eines Einzelhändlers in den Wirtschaftswunderjahren nach dem Kriege eine erstaunliche Aktualität. Monks Drogist wird zum Opfer von Konzentration und Globalisierung. Er vermag gegen ein von Handelsketten und Großmärkten bestimmtes und befriedigtes Konsumverhalten nicht mehr zu bestehen und muss, nachdem ihm die Bank keinen Kredit mehr gibt, als Selbstständiger aufgeben. Dabei erkennt er: Wenn Amerika einen Schnupfen hat, bekommt Europa Lungenentzündung.
„Der kühne Versuch, diesen vor allem Denkprozesse statt szenischer Ereignisse beschreibenden Text auf die Bühne zu bringen, wird von erstaunlichem Erfolg gekrönt. Weil Regisseur Hans-Joachim Frank ihn in Bewegung zu bringen versteht, ohne ihn szenisch allzu sehr zu befrachten…“
Optimierung von urkomischer Traurigkeit.
Hartmut Krug, Nachtkritik